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University of Basel
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Digitale Ausstellung

Thin Thread" (2019)

 

Juliet Vles: «transCerebral»

«transCerebral» ist eine kritische Reflexion über die zweideutige Rolle des menschlichen Gehirns in unserer Gesellschaft. Weit davon entfernt, das wohlerzogene Werkzeug der analytischen Vernunft zu sein, wofür wir es normalerweise halten, agiert unser Gehirn oft als undercover agent im Dienste unserer archaischen Instinkte - wobei es Rationalität auf hinterhältige Weise durch eine Vernebelungstaktik ersetzt, die in der Psychoanalyse als Rationalisierung bezeichnet wird: das heisst die Erfindung von pseudo-rationalen Rechtfertigungen für offensichtlich irrationales und destruktives Verhalten.

In meiner Arbeit steht das Gehirn als Metapher für diesen widersprüchlichen Zustand des menschlichen Sozialverhaltens, das eben nicht so rational ist, wie man es von einem Homo Sapiens eigentlich erwarten dürfte. Jahrtausende lang hat die Natur unseren genetischen Code nach dem einzigen Gesetz geformt, das sie kennt: das Recht des Stärkeren. Den Übergang zur humanistischen Zivilisation – auch sie natürlich evolutionär bedingt – hat ein Teil unserer DNA offensichtlich verschlafen. Das Ergebnis ist ein asymmetrisch agierender menschlicher Geist, der bei aller kultureller Entwicklung immer noch mit einem genetischen Fuss im Dschungel steht - auf Kosten von humanistischen Errungenschaften wie Ethik, Empathie, Gemeinschaftssinn und sozialer Intelligenz.

Dass unser Genom sich langfristig den zivilisatorischen Gegebenheiten anpassen wird, liegt in der Natur der Evolution. Voraussetzung ist allerdings, dass die Menschheit das Ende dieses Anpassungsprozesses aussitzen kann, statt sich selbst und unseren Planeten auf halbem Weg in die Luft zu jagen...


Weitere Informationen: https://www.julietvles.ch/transcerebral/digital